Wie alles begann…

1993 knüpfte das Kinderheim Der Erlenbusch in Hamburg / Volksdorf über das Diakonische Werk die Verbindung zum Kinderheim Priosersk in Russland. Das staatliche Kinderheim Priosersk liegt ca. 150 km nördlich von St. Petersburg am Ladogasee.

In 4 Gebäuden sind dort ca. 350 Kinder und Jugendliche mit geistigen und körperlichen Behinderungen im Alter von 4-18 Jahren untergebracht.

Beide Einrichtungen, der Erlenbusch und das Kinderheim Priosersk, hofften auf die Entwicklung einer Partnerschaft. Schon bald realisierte man, dass die anfänglichen, gegenseitigen kurzen Besuche nicht ausreichten, um einen gründlichen Einblick in die Lebenswelt der Kinder zu geben, noch in den Arbeitsalltag des Personals.

Aus diesem Grund fuhr Marianne Meier, damals noch als Ergotherapeutin im „Der Erlenbusch“ tätig, 1999 für 3 Monate ins Kinderheim Priosersk, um vor Ort mit den Kindern und Mitarbeitern im Haus Nr.1, dem „ Haus der Barmherzigkeit“ , zu arbeiten.

Blick auf das „Haus der Barmherzigkeit“

Dort waren ca. 100 Kinder und Jugendliche mit Mehrfachbehinderungen untergebracht. Auf zwei Etagen wurden die Kinder in liegende und laufende Gruppen verteilt.

Jeweils 10 bis 15 Kinder lebten in einem einfachen Gruppenraum zusammen. Sie wurden von einer sogenannten „Sanitarka“ versorgt. Die Sanitarka ist eine unausgebildete Pflegekraft, meist schon im Rentenalter. Da die Renten in Russland sehr klein sind, müssen sich auch alte, kranke Menschen noch dazuverdienen. Die Kinder bekamen zweimal am Tag eine neue Windel und dreimal am Tag Essen und Trinken. Die Aufsicht über die Sanitarkas und eine dürftige medizinische Betreuung wurden von Krankenschwestern und Ärzten gewährleistet.

Da diese Kinder aus russischer Sicht lange Zeit als bildungsunfähig und deshalb förderungsunwürdig galten, erhalten sie neben dieser Grundversorgung und einem Bett als ausschließlichem Lebensraum erst allmählich staatliche Aufmerksamkeit in Form von speziellen Hilfsmitteln und verbesserter Grundausstattung der Heime. Das Augenmerk liegt heute vor allem auf materiellen Verbesserungen für die Kinder. Doch die beste Ausstattung ist keine Hilfe, wenn es an persönlicher Zuwendung und geschultem Personal mangelt. Deshalb ist die Förderung pädagogischer Ansätze in der Therapie- und Pflegearbeit nach wie vor unerlässlich.