Gemeinsam „Guten Willens“

Durch den Einsatz von Marianne Meier erfuhr „Der Erlenbusch“ von den Lebensumständen der Kinder und des Personals. Doch guter Wille allein konnte auf Dauer nicht genügen.

Klar wurde, dass eine Partnerschaft, die sich auf kurze Besuche und wenig Geldmittel beschränkt den Kindern nicht ausreichend helfen, geschweige denn zu ihnen vordringen würde. Denn am härtesten für diese Kinder ist der Mangel an menschlicher Wärme und Zuneigung. Um diesem Mangel zu begegnen beschloss Der Erlenbusch im Jahr 2001 den Einsatz von Freiwilligen Sozialen Helfern (russisch „Dobrowolzy“ genannt, was sich frei mit „die Gutwilligen“ übersetzen lässt) in Priosersk voranzutreiben.

Unterstützung bei der Umsetzung dieser Idee erhielt Der Erlenbusch vom deutsch-russischen Verein Perspektiven e.V., der unter der Leitung von Margarete von der Borch u.a. schon langjährige Erfahrungen in der Freiwilligenarbeit in russischen Kinderheimen hatte.

Über Margarete von der Borch entstand der Kontakt zur Initiative Christen für Europa e.V. / ICE . Dieser gemeinnützige Verein, dessen Vorgeschichte bis in das Jahr 1951 zurückreicht, begann 1988 mit dem Projekt „Freiwillig Sozial Dienen – Brücken bauen in Europa“. Für junge Menschen aus ganz Europa ist der ICE seitdem Entsende- und Aufnahmestelle für Freiwilligendienste im Ausland.

Freiwilligenarbeit

Im Jahr 2002 kam es nun zum ersten Einsatz zweier deutscher Freiwilliger in Priosersk, die sich zuvor ein halbes Jahr lang in Perspektiven-Projekten auf die Arbeit in Priosersk vorbereitet hatten. Im Austausch arbeiteten zwei russische Freiwillige ein Jahr lang im Der Erlenbusch in Hamburg.

Freiwilligendienstleistende beim Snoezeln mit Vitya.
Inividuelle Zuwendung und körperliche Nähe sind für viele Kinder im Heim eine seltene Erfahrung.

Die Freiwilligen in Priosersk wurden zu Beginn ihres Freiwilligendienstes von Marianne Meier fachlich angeleitet. Sie arbeiteten jeweils in einem Raum mit einer festen Gruppe von Kindern und gestalteten mit ihnen den Alltag: Sie schmückten die Räume, wickelten die Kinder, zogen ihnen Kleidung an, setzten einige im Bett auf, andere in den Laufstall, oder Kinderwagen oder Rollstuhl, sie spielten mit ihnen, fütterten sie, machten mit einigen Ess- und Toilettentraining, putzten ihnen die Zähne und veranstalteten einmal pro Woche einen gemütlichen Badenachmittag. Sie schalteten Musik ein und sangen, redeten, tanzten und kuschelten mit ihnen.

Für 3-4 Kinder pro Tag blieb noch individuelle Zeit zum Schmusen, Spielen, Sitzen, Stehen und Laufen lernen. So oft wie möglich ging es nach draußen an die frische Luft. Die beiderseits positiven Erfahrungen mit den Freiwilligen gaben Anlass den Einsatz von Freiwilligen Sozialen Helfern fortzuführen. Denn insbesondere die erstaunliche Entwicklungen der Kinder überzeugte. Seit September 2003 engagierten sich zahlreiche Freiwilligengenerationen in Priosersk und Hamburg. Durch die Finanzierung der Robert-Bosch-Stiftung sind die Einsätze der Freiwilligen erst möglich geworden.

Ab 2008 arbeiteten neben zwei deutschen auch zwei russische Freiwillige im Kinderheim, bis vielfache Hindernisse den Einsatz deutscher Dienstleistender vor Ort erschwerten.